Unser Ansatz, um Agile Coaching zu greifen

Das im Kapitel Versuch einer Einordnung genannte Tetralemma bietet ein Erklärmodell wie die unterschiedlichen Ansätze zueinander stehen. Es zeigt auch, warum es oft so schwer ist, unsere Profession in Worte zu fassen. Wir wollen jedoch weiterhin etwas Gemeinsames und Verbindendes in unserer aller Arbeit sehen.

Dieser Wunsch nach einer Gemeinsamkeit des Agile Coaching war auch Grundlage der gemeinsamen Überlegungen von Gregor Habinger, Siegfried Kaltenecker, Veronika Kotrba, Ralph Miarka, Wolfgang Richter und Thomas Spielhofer am 9. März 2020 in Wien. Schon bald war in dieser Diskussion absehbar, dass es kein dogmatisches "Richtig" geben kann und, dass zwischen den Zeilen gelesen werden muss: Die Haltungen und Einstellungen, welche das Tun der Agile Coaches anleiten. Das beobachtbare Verhalten, das Agile Coaches zeigen. Die unterschiedlichen Kompetenzen und Erfahrungen die Agile Coaches mitbringen.

Hier gibt es Dinge, welche als erfolgversprechend und wertvoll zu erachten sind, jedoch ohne diese als allgemeingültig zu betrachten oder die Komplexität der Welt zu ignorieren, welche unzählige andere Ansätze bietet und oftmals notwendig macht.

Der zweite spannende Aspekt bei diesem Treffen war, neben der Diskussion, ob es möglich ist eine allgemeingültige Definition von Agile Coaching zu postulieren, ob dies überhaupt gewollt oder auch hilfreich ist. Würde eine dogmatische Festschreibung zu Agile Coaching, ironischerweise könnte man es Manifest nennen, nicht dem Berufsstand genau das nehmen, was ihn ausmacht, nämlich die kunterbunte Vielfalt? Als Agile Coaches sind wir dem Agilen Mindset verbunden und genau dieses Mindset legt uns doch nahe eben nicht in unumstößlichen Absoluten zu sprechen! Und wenn Agile Coaching je nach Kontext etwas Anderes sein kann, sollten wir hier so viele unterschiedliche Perspektiven wie möglich von denen einholen, welche die Arbeit leisten, nämlich von Agile Coaches!

So ist aus diesem Treffen der Wunsch entstanden zwei Dinge mit Leben zu erfüllen:

  1. Mit der Agile Coach Gemeinschaft in einen dynamischen und lebendigen Austausch zu treten und in einem kontinuierlichen Lernzyklus die Position zu Agile Coaching zu iterieren.
  2. Die dabei entstandenen Ergebnisse schriftlich in einem Positionspapier festzuhalten und als Ansporn für einen breiten Diskurs öffentlich zur Verfügung zu stellen.

Und am 2. Juli 2020 war es soweit. Die Agile Coach Community hat sich virtuell in einem Meetup getroffen und über Agile Coaching diskutiert. Und in weiteren Terminen in 2020 und 2021. Und herausgekommen ist dieses Positionspapier. In den nächsten Kapiteln stellen wir die Ergebnisse vor, unsere Ansichten zum Agile Coaching, von Agile Coaches erarbeitet und als Diskussionsbasis zu betrachten. Keine dogmatische Feststellung, sondern eine kunterbunte und vielfältige Sammlung von Sichtweisen, ohne Anspruch auf Vollständigkeit und ohne Ausgrenzung anderer Sichtweisen.